Corona, New Work und Resilienz: Die Auswirkungen der Krise auf den Arbeitsplatz

Etwas mehr als ein halbes Jahr ist bereits seit dem Corona-Lockdown im März 2020 vergangen. Wie hat sich die Krisensituation bislang auf die Arbeitswelt ausgewirkt?

Vor rund sieben Monaten sind Millionen Beschäftigte zum Schutz vor der Ausbreitung des Virus von heute auf morgen ins Homeoffice umgezogen – und das, obwohl viele Arbeitgeber und Arbeitnehmer das Arbeiten in den eigenen vier Wänden bislang nicht als regelmäßige Alternative zum klassischen Büroarbeitsplatz gesehen hatten. Bis zum Lockdown herrschten bei vielen noch Vorbehalte gegenüber der Arbeit aus dem Homeoffice: zu unproduktiv und dann auch noch unkontrollierbar. Offenbar bedurfte es erst einer Krise, damit ein flächendeckendes Umdenken stattfindet und das Thema Digitalisierung im Schnelldurchlauf weitergedacht wird.

Welche Auswirkungen die Corona-Pandemie tatsächlich auf Arbeitgeber und Arbeitnehmer hat, haben mittlerweile mehrere Studien untersucht.

Laut der Sonderanalyse „Digitalisierung und Homeoffice in der Corona-Krise“, die die DAK-Gesundheit mit einer repräsentativen Stichprobe von über 7.000 Erwerbstätigen vor und während der Krisenzeit durchgeführt hat, empfindet annähernd jeder zweite Arbeitnehmer das Homeoffice während der Corona-Krise als Entlastung. Weniger Stress, Zeitgewinn durch Wegfall der Fahrtzeiten, flexiblere Arbeitseinteilung und bessere Work-Life-Balance gehören unter anderem zu den positiven Aspekten.

Beruhigend für den Arbeitgeber: 59 % der Befragten arbeiteten nach eigenen Angaben sogar produktiver als am normalen Arbeitsplatz. Als Negativpunkte wurden am häufigsten das Fehlen des direkten Kontakts zu den Kollegen sowie der klaren Trennung zwischen Beruf und Privatleben angeführt. Trotzdem gaben abschließend über dreiviertel der Beschäftigten, die erst aufgrund des Lockdowns regelmäßig im Homeoffice gearbeitet hatten, an, dass sie auch nach der Pandemie für zumindest einen Teil ihrer Arbeitszeit auch von Zuhause aus arbeiten wollen.

Mithilfe des „Resilienz-Check 2020“, einer repräsentativen Umfrage des Analytikunternehmens GfK im Auftrag von Microsoft und der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), wurde außerdem die Resilienz – also die Fähigkeit zur Bewältigung von Krisen – in deutschen Unternehmen untersucht. Die Studie zeigt, dass viele Unternehmen während der Pandemie eine hohe organisatorische Anpassungsfähigkeit bewiesen haben: Rund 50 % der Befragten sagen, dass ihr Unternehmen insgesamt flexibler geworden sei, zwei Drittel haben sich während der Pandemie neue Arbeitsweisen angewöhnt und rund 40 % meinen, dass ihr Unternehmen nun besser ausgestattet sei als vor der Krise. Insgesamt hat die deutsche Wirtschaft gute Voraussetzungen, um die Rezession nicht nur zu überwinden, sondern auch gestärkt aus ihr hervorzugehen.

Besonders in den ersten Wochen der Corona-Krise hat der Begriff des Modern Workplace mehr und mehr an Bedeutung gewonnen, da die komplette Arbeitswelt innerhalb kürzester Zeit auf den Kopf gestellt wurde. Kritiker wurden zum Umdenken bewegt, das Homeoffice hat sich seitdem stärker etabliert. Etwas, das aus der Not heraus entstanden ist, hat sich für viele Arbeitnehmer zu einer neuen Normalität entwickelt. Vor allem die Erfahrungen aus der Hochphase – egal ob positiv oder negativ – sollten genutzt werden, um Remote Work-Konzepte nachhaltig und sicher zu festigen und Unternehmensstruktur und -Kultur langfristig weiterzuentwickeln. Ein Wandel hin zu New Work, bei dem nicht nur die Flexibilität, sondern auch Kreativität, Selbstentfaltung und die Sinnhaftigkeit des eigenen Handelns im Vordergrund stehen, funktioniert nämlich nur mit einer offenen Haltung gegenüber der Evolution der Arbeitswelt. Auch der Wille zur kontinuierlichen Weiterbildung spielt dabei eine entscheidende Rolle.

In den Zustand, wie er vor der Pandemie einmal war, werden wir aber wohl nicht wieder zurückkehren – zum Glück, finden wir.